Nachschulung für verkehrsauffällige Verkehrsteilnehmer
Personen, die an einer Nachschulung für verkehrsauffällige Fahrer teilnehmen, sind überwiegende junge VerkehrsteilnehmerInnen, während der Führerschein auf Probe-Zeit. Zu den Delikten die zu dieser Maßnahme führen zählen vor allem Übertretungen von Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überhohlverboten bzw. Verletzungen von Vorrangregeln.
In den überwiegenden Fällen sind die Erwartungen der TeilnehmerInnen in Hinblick auf die Nachschulung eher negativ, im Sinne „Es handle sich dabei ohnehin nur um eine zusätzliche versteckte finanzielle und zeitliche Strafmassnahme des Staates, gegen die man sich nicht wehren kann. Außerdem würde eine solche Maßnahme ohnehin nichts bringen.“ Nur ein geringer Teil der Kursteilnehmer glaubt, durch ein besonderes Bewusstmachen der Ursachen und Handlungen, sei eine zukünftige Änderung des persönlichen Verkehrsverhaltens wahrscheinlicher.
Im Unterschied zu den „Alkoholfahrern“ herrscht hier ein allgemeines Bewusstsein vor, dass es sich bei diesen Verkehrsübertretungen eher um „Kavaliersdelikte“ handle, die ohnehin von der Mehrzahl der Bevölkerung häufig begangen werden.
Auffällig ist, dass meist nur ein geringes Risikobewusstsein vorhanden ist und der Zusammenhang zwischen eigenem risikoreichen Fahrverhalten und möglicher Unfallswahrscheinlichkeit kaum realistisch gesehen wird. Dabei ist die Gefahr, als Jugendlicher ohne Alkohol in ein Unfallgeschehen verwickelt zu sein mehr als 6 mal so hoch wie bei alkoholisierten Fahrern.
In einigen Fällen handelt es sich um Delikte, die nicht bewusst absichtlich gesetzt wurden, sondern in denen eine mangelnde Aufmerksamkeit bzw. Ablenkung oder unzureichende Kenntnis der jeweiligen Verkehrslage zu falsch angepasstem Verkehrsverhalten führte (z.B. „Im Gespräch mit meinem Beifahrer habe ich die Geschwindigkeitsbegrenzung übersehen.“).
Was passiert nun aber wirklich bei einer Nachschulung für Verkehrsauffälligkeit?
Einige Kursteilnehmer fragen sich vor dem Kursbeginn: Welche Themen werden im Nachschulungskurs behandelt und ist diese Maßnahme auch sinnvoll? Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass seit Einführung der Nachschulungen die Rückfallquote deutlich reduziert werden konnte. Offensichtlich kann durch diese Maßnahme eine Einstellung- und Verhaltensveränderung bezüglich Einhaltung von Regeln im Straßenverkehr bewirkt werden.
Dies wird erreicht, indem im Kurs ausreichend Möglichkeit geboten wird, die Eigenverantwortung zu stärken, das Wissen um Risiko- und Gefahrenmomente zu erhöhen und vor allem die innere Motivation zu fördern, sich an das „Regelwerk“ im Straßenverkehr anzupassen.
Wichtige Inhalte der Nachschulungsmaßnahme sind demnach:
- Unfallrisiken und deren Folgen im Straßenverkehr
- Persönliche Einstellungen und deren Relevanz für das Fahrverhalten
- Auseinandersetzung mit eigenen verkehrsrelevanten Risikoverhalten
- Entwicklung alternativer, verkehrskompetenter Strategien
- Soziale Interaktionen im Straßenverkehr
- und anderes
Obwohl in den meisten Fällen die Ausbildung durch das Mehrphasensystem erst kürzlich absolviert wurde und dadurch das „Wissen“ um mögliche Gefahren von unangepassten Verkehrsverhalten meist vorhanden ist, führt dies nicht automatisch zu den erwünschten Verhaltensänderungen. Deshalb wird neben der Bewusstmachung von verkehrsrelevanten Gefahrenmomenten besonderer Wert auf eine persönlich kritische Reflexion eigener Einstellungen und der konkreten Verkehrsanpassung gelegt. Anhand häufiger Risikofaktoren junger Fahrer wie Risikobereitschaft, Unaufmerksamkeit, schnellem Fahren, substanzbedingte Beeinträchtigung, Selbstüberschätzung, u.a., werden persönliche Bezüge zu eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen hergestellt.
Eine Bejahung der eigenen Kompetenz und Verantwortlichkeit soll die intrinsische Motivation stärken, sich in Zukunft „lebensbejahend“ im Straßenverkehr zu verhalten.